33. Freitag abend

Finnegans Wake

31. März

Heute Abend spielt Lisa mit ihrer Band Finnegan´s Wake in Lengfurt ein Konzert in der Kellerbühne. Lisa habe ich im vergangenen Jahr in Gemünden bei der Musiker Grillfete, die Frank organisiert hat, kennengelernt. Sie hat eine zeitlang Björn und Frank bei ihrem Bandprojekt Way Down South unterstützt, spielt und singt aber seit Jahren bereits irische Folk-Songs und darauf habe ich heute Abend total Lust!

Gegen 19.00 Uhr fahre ich mit zwei Freunden los. Wir verlassen Würzburg über die Hettstadter Steige und folgen der Bundesstraße 8 Richtung Marktheidenfeld. Auf einer Bergkuppe irgendwo zwischen Uettingen und Weiß-Ich-Nicht geht es irgendwann links nach Homburg und von dort nach Lengfurt.

Way Down South
Way Down South mit Frank, Lisa und Björn

Wir parken auf dem Mainparkplatz, der gegenüber dem Ort direkt am Main liegt. Nachdem wir die Hauptverkehrsstraße überquert haben, schlendern wir, im Glauben die Kellerbühne ohne fremde Hilfe zu finden, durch die menschenleeren Gassen. Nach einer Weile des entspannten Suchens sind wir dann aber doch mächtig froh, als wir auf ein junges Pärchen treffen, das frisch verliebt durch die Straßen turtelt.

„Entschuldigung, könnt Ihr uns sagen wo wir die Kellerbühne finden?“
„Kellerbühne? Nein, kenne ich nicht.“
„Dort ist heute Abend Live-Musik.“
„Hmm. Das sagt mir jetzt gar nichts.“
„Die Kellerbühne gehört zum Weinhaus Zorn.“
„Ach so, das. Da müssen sie wieder die Straße zurück von der sie gekommen sind und nach dem Dorfbrunnen die zweite Gasse links runter.“

Guinness

Wir laufen das Gässchen runter und stehen vor der verschlossenen Türe des Weinhaus Zorn. Erste Zweifel machen sich breit. Nach kurzer Verwunderung sehen wir rechts vom Haus ein Schild „Zur Kellerbühne“. Der Eingang liegt seitlich am Haus, hinter einer kleinen Steinmauer ein wenig versteckt. Ist aber ebenfalls abgeschlossen.

„Hallo! Wir öffnen gleich.“ hören wir eine Stimme irgendwo hinter uns.
Als wir uns umdrehen lugen zwei Frauen und ein Mann mit Zigaretten in der Hand hinter einem weiteren Mauervorsprung hervor.
„Wir rauchen gerade noch fertig, dann sperren wir auf.“
Mich beschleicht ein komisches Gefühl.

Irish Pub

Die Kellerbühne befindet sich in einem wunderschönen historischen Weinkeller und hat eigentlich gar keine Bühne im herkömmlichen Sinne. Die Instrumente und das technische Equipment von Finnegan´s Wake stehen ebenerdig vor der hinteren Wand und ich sehe mich bereits in Gedanken mit Pearlgarden hier abrocken.

Der Keller ist bestuhlt und bietet Platz für etwa 80 Gäste. Auf dem Weg zur vordersten Tischreihe werden wir gestoppt und erfahren, dass das Konzert so gut wie ausverkauft ist und fast alle Sitzplätze reserviert sind. Kaum dass wir uns auf den zugewiesenen Plätzen am hintersten Tisch niedergelassen haben, strömen auch schon, wie auf ein Zeichen, die Gäste in den Keller und in weniger als 15 Minuten sind alle Plätze belegt.

Finnagans Wake

Das Konzert beginnt pünktlich um 21 Uhr. „Oh poor old Dicey Reilly she has taken to the sup…“ höre ich die Band singen und stimme sofort mit ein.

Ich genieße den Abend, der aus vielen traditionellen Liedern besteht, die ich noch nie gehört habe und aus Liedern die ich selbst singe und spiele. Ich schwelge in Erinnerung an Irland…Dublin…Temple Bar…unser Hausboot…der Shannon…10 oz Sirloin Steaks…

Dicey Reilly – The Dubliners | Dublin Presented by Ronnie Drew (2005)

Wieder zu Hause erinnere ich mich an die unterhaltsamen Gespräche die wir mit den Musikern geführt haben, die in der Pause zu uns an den Tisch kamen. Und natürlich die unglaubliche musikalische Lebensgeschichte des Gastwirtes, die er uns nach dem Konzert erzählt hat und die an Glaubwürdigkeit nichts mehr verlieren würde wenn er auch noch mit Elvis zusammen gespielt hätte.