Heut ist ein schöner Tag,
weil ich mich mag, so wie ich bin….
© Amely Day – Schöner Tag
19. Dezember
Gestern hat eine gute Bekannte über WhatsApp bei mir angefragt ob ich nicht Lust hätte, heute mit ihr nach Bamberg zum Stadtbummeln zu fahren. Ich habe spontan zugesagt. Sie weiß von meinen Panik- und Fressattacken, den Depressionen und emotionalen Störungen und entweder kann sie mich gut leiden oder sie macht sich einfach nur Sorgen dass ich mich in meinen vier Wänden zu sehr einigeln könnte. Egal. Ich freue mich auf den heutigen Tag, weil Bamberg für mich fast wie ein kleiner Heimatbesuch ist.
Pünktlich um 8 Uhr klingelt es an meiner Haustüre. Auf der Fahrt erzähle ich meiner Bekannten Geschichten aus der Zeit, als ich mit meiner Familie noch in Forchheim gelebt habe. Wir sind damals, Mitte der 70er Jahre, immer nach Bamberg zum Kleidung kaufen gefahren. Es muss der pure Horror für meine Eltern gewesen sein, im Oktober die komplette Wintergarderobe und im März die komplette Sommergarderobe für drei Kinder und zwei Erwachsene kaufen zu müssen. Da war nichts mit Zalando und Schrei vor Glück!
Der Lockruf von Glühwein und Bratwurst
Eine Stunde später stehen wir bereits vor einem Parkhaus irgendwo in der Innenstadt. Wo genau, wissen wir nicht. Also laufen wir erst einmal los und finden zwei Straßen weiter eine kleine Bäckerei in der wir nach dem Weg zum Weihnachtsmarkt fragen. In der Auslage entdecke ich Bamberger Hörnla und überrede meine Bekannte auf einen Kaffee zu bleiben. Zum Kaffee spendiere ich uns die Oberfränkische Croissant-Variante.
Glücksbeseelt, weil ich mein Hörnla wie in Jugendjahren in den Kaffee getunkt habe, laufen wir wenig später über den Weihnachtsmarkt am Maximiliansplatz. Es riecht und duftet bereits überall nach Glühwein, Bratwurst und gebrannten Mandeln und wir entscheiden uns nach dem Besuch des Doms wieder hierher zurückzukommen.


Wir folgen den Buden bis zum Ende vom Grünen Markt um dort über die Obere Brücke den Weg hinauf zum Dom zu nehmen. Das erste was mir im Dom auffällt ist die große Weihnachts-Krippe auf der rechten Seite direkt hinter dem Eingang. Ich schieße ein Photo und suche auf dem Weg durch das Kirchenschiff die Säule hinter der sich der Bamberger Reiter versteckt. Zwei Säulen weiter hab ich ihn gefunden. Noch ein Photo vom Altar und dann höre ich den Lockruf von Glühwein und Bratwurst.

Wir gehen über den Domplatz, an der Alten Hofhaltung vorbei, rüber in den Rosengarten an der Neuen Residenz. Von hier aus haben wir einen traumhaften Blick auf die Dächer der Altstadt. Eine perfekte Kulisse für ein Selfie von uns beiden und danach laufen wir wieder runter in die Altstadt.
Als wir am Schlenkerla vorbeikommen steigt uns der Duft von frisch gegrilltem Schäufele in die Nase. Wir erhöhen unsere Laufgeschwindigkeit und fünf Minuten später stehen wir bei strahlendem Sonnenschein glücklich und zufrieden mit Glühwein und Bratwurst in der Bamberger Fußgängerzone und in meinen Gedanken summe ich den Refrain von meinem Song Schöner Tag….
Während die Melodie in meinem Kopf läuft erzählt mir meine Bekannte von den Shops, Läden und Boutiquen in denen sie nach kleinen Geschenken für Weihnachten schauen möchte. Ich folge ihr freiwillig und bereits eine Stunde später ist das Power-Shopping wieder beendet. In der Nähe vom Maximiliansbrunnen in einem wunderschön ruhigen Innenhof, belohnen wir uns im Cafe Leander mit einem Cappuccino aus Fair Trade Bohnen und leckerem Kuchen der glutenfrei und nur mit Dinkelmehl selbst gebacken wurde.

Gegen 19.00 Uhr bin ich wieder zu Hause und zurück auf meinem Sofa. Unser Schlemmertag hat uns auf der Heimfahrt noch über Schweinfurt geführt. Dort mussten wir einen kleinen Abstecher ins Schiesshaus, dem Wirtshaus mit den leckeren Riesenportionen machen und zu Abend essen. Der Krustenbraten mit Klößen und Sauerkraut und dazu das Haardter Bergweizen fühlen sich in meinem Magen „sauwohl“.
Ich muss positiv denken
Auf VOX läuft Das perfekte Dinner und während ich auf den Bildschirm starre läuft in meinem Kopf wieder der Refrain zu meinem Song Schöner Tag. Der Song braucht endlich weitere Strophen. Also Fernseher aus und Laptop an. Ich suche die Video-Aufnahme vom 1. Oktober, starte den Song und muss sofort wieder schmunzeln.
Ich spiele die Strophen und den Refrain auf der Gitarre. Immer und immer wieder und komme nicht weiter. Alles was ich aufschreibe lösche ich unmittelbar wieder. Das bringt so nichts. Ich brauche einen anderen Ansatz. Vielleicht nehme ich den heutigen Tag. Der Tag war….schön. Und was davon genau? Irgendwie alles, aber nichts worüber ich konkret singen könnte. Der Tag war einfach nur….schön….

Kann ich mit guter Laune kein Gute-Laune-Lied schreiben? Ich muss positiv denken. Die Wahrnehmung für die kleinen Dinge im Leben schärfen. Ein imaginäres Heute wählen. Warum ist heute ein schöner Tag? Weil… weil… weil… ich über alles Lachen kann was an meinem erdachten Heute schief gelaufen ist. Und in meinem erdachten Heute ist einfach alles schief gelaufen. So muss ich da rangehen.
Tagelang nur Regen seh´n
Nachbarn aus dem Wege geh´n
bringt mich voll auf blöde Ideen
Linkes Knie beim Duschen verletzt
das Klo mal wieder besetzt
und dann durch die Wohnung gehetzt
macht mir alles gar nichts aus
spendier mir selbst Applaus
und verlasse dann das Haus
Denn heut ist ein schöner Tag….
Oh Mann….das ist voll der Lullu-Text. Aber muss ein Song immer eine großartige Geschichte erzählen? Wenn ein Song einen schönen Refrain hat den man gerne mitsingen mag, dann kann doch der Text auch mal ein Lullu-Text sein. Es macht soviel Spaß den Song zu spielen und so gute Laune. Mir laufen die Tränen aus den Augen doch das ist mir total egal. Ich schreibe weiter und eine Stunde später ist der Song fertig….