17. Sauna-Tag

Burnout Blues

03. Februar

Zur Zeit versuche ich allen WhatsApp Anfragen von Freunden und Bekannten zu „mal wieder Essen gehen, saunieren, ins Kino gehen, Konzerte besuchen oder anderen Veranstaltungen“ zuzusagen. Obwohl ich nicht wirklich Lust dazu habe, muss ich verhindern mich komplett zurückzuziehen. Es kostet mich oft Überwindung, aber ich möchte die Menschen die mich so akzeptieren wie ich bin und die mir alle sehr, sehr wichtig sind nicht verlieren.

Gerald Plessgott

Heute ist Sauna-Tag. Ich hole Björn, der in seiner Freizeit mit Frank gemeinsam das Bandprojekt „Way Down South“ am Start hat, von zu Hause ab. Wir sind nur zu zweit, weil die anderen Jungs aus unserer WhatsApp-Gruppe für heue abgesagt haben.

Unser Sauna-Tag in der Kissalis in Bad Kissingen findet alle vier bis sechs Wochen, immer an einem Freitag statt. Er symbolisiert den Ausklang der Arbeitswoche und ist ein guter Start ins Wochenende. Und er verhindert, dass wir uns aus den Augen verlieren.

Burnout Blues

Unser Sauna-Tag folgt einem manifestierten Ablaufplan dessen Abfolge wir ganz selten ändern. Sollten wir es doch einmal wagen, begleiten wir es mit dem bereits legendären Ausspruch: „….mal was riskieren….“ was immer zu allgemeinem Gelächter führt. Es ist auch gut so, weil wir uns damit unnötige Fragen wie „Wollen wir vielleicht mal….“ oder „Hättet ihr eventuell Lust auf….“ ersparen.

Gerald Plessgott

Wir starten in der Thermen-Landschaft mit einer Runde im Whirlpool. Hier erzählen wir uns, was es Neues im privaten oder beruflichen Umfeld gibt, bevor wir in die Sauna-Landschaft wechseln. Der erste Saunagang führt uns in die Erdsauna. Das hat Tradition und wurde auch noch nie in Frage gestellt. Im Anschluß erholen wir uns in der Lounge mit einem Cappuccino und einem süßen Gebäckstück aus der Saunabar.

Croissant

Das zusammensitzen in der Lounge nutzen wir um uns über das Leben, die Liebe und andere wichtige Dinge auszutauschen bevor wir zum zweiten Saunagang kommen der, und da sind wir dann doch ein wenig flexibel – mal was riskieren – wahlweise in der Garten- oder Panoramasauna stattfindet.

Der dritte Saunagang, der den Aufenthalt in der Kissalis beendet, ist in der Sauna, die wir beim zweiten Gang nicht gewählt haben. Und in der anschließenden Ruhephase wird dann besprochen, wo wir den Abend ausklingen lassen. Heute ist es das Restaurant Klaushof.

Gerald Plessgott

Das ist nicht meine Welt

Obwohl wir beide deftiges Essen am Abend nicht gut vertragen, freuen wir uns auf die herzhaften Gerichte die wir zu einem leckeren Keiler Weißbier bestellt haben. Ich bekomme die Klaushof Pfanne mit Steaks von Reh, Hirsch, Wildschwein und Hase mit Preiselbeerbirne, Waldpilzen, Maronen, Rotweinbutter und Spätzle. Björn ist etwas vernünftiger. Er bekommt ein Argentinisches Roastbeef, 200g, medium mit Pommes Frites und Salat.

Steak und Burger

Wir unterhalten uns über den Auftritt von Way Down South vergangene Woche in der Lilien Lounge. Björn erklärt mir wie schwierig es war in dieser Cocktail Bar die Gäste so zu bespielen, dass sie sich der dargebotenen Musik zuwandten und die Musik nicht als angenehmes Beiwerk zur geselligen Unterhaltung sahen.

Way Down South

Dann sprechen wir über Sozial Media und das Fernsehen der Zukunft. Björn ist kein Freund von Facebook und hat seinen Account wieder geschlossen. Allerdings konnte er es nicht verhindern dass die zwei Jungs von Non Hit Wonder das gemeinsame Konzert mit Björn und Frank auf ihrer Seite angekündigt haben und er jetzt doch mit Namen und Photo auf Facebook zu sehen ist. „Ich möchte trotzdem so weit als irgendwie möglich unsichtbar im Netz bleiben.“ sagt er. Da wünsch ich ihm viel Glück!

Gerald Plessgott

Beim Thema Fernsehen sind wir uns einig dass die Zukunft im Bereich Video-on-Demand liegt. Folglich bei Streaming Diensten wie Netflix, Sky, Amazon, YouTube und ähnlichen Anbietern. Wobei die Zukunft bereits für viele gelebte Gegenwart ist.

Ich äußere die Vermutung, dass bereits mehr als 70 Prozent der Menschen in diesem Land unter 30 Jahren regelmäßig streamen und neben ihren Aktivitäten auf Instagram, Twitter und Co. im Privatfernsehen noch den ganzen Trash von Bauer sucht Frau bis Dschungel Camp schauen, während die über 40-jährigen sich mit YouTube Videos, Facebook und dem öffentlich rechtlichen Fernsehen begnügen und glücklich sind nicht permanent mit Werbung gequält zu werden.

Way Down South

„Das ist nicht meine Welt“ ist sein Kommentar und ich verkneife mir, ihm die Geschichte zu erzählen, als ich vor zwei Wochen aufgewacht bin und mir vorgestellt habe ich würde einen Video-Blog für meinen imaginären Kanal drehen.

Wir beschließen den Abend mit einem Espresso und ich fühle wie die Tiere, die eben noch friedlich in dem Pfännchen vor mir lagen, durch meinen Magen jagen.

Gerald Plessgott

Nachdem ich Björn zu Hause abgesetzt habe spüre ich eine inneren Unruhe, die ich bereits beim Saunieren gespürt habe. Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf:
Noch vor einem Jahr sind wir in die Kissalis gefahren um den Stress und den Ärger der ganzen Woche mit dem Lösen des Eintrittstickets am Eingang abgeben zu können. Heute habe ich nichts abgegeben. Dafür etwas dort gelassen und etwas mitgenommen. Ob das gut ist? Ich weiß es nicht….

(Anfang verpasst?)