11. Kraft und Energie

16. Januar

„Hättest du Lust mal wieder gemeinsam Musik zu machen?“
„Grundsätzlich ja, ich müsste nur in meinen Terminkalender schauen wann es bei mir passt.“
„Ich habe ein paar Songs geschrieben. Mit deutschen Texten.“
„Klingt interessant. Ich könnte am Mittwoch.“
„Mittwoch wäre auch bei mir ok.“
„Aber erst so ab 13 Uhr. Im Anschluß könnten wir noch ins Central-Kino. Ich würde mir gerne den Film ansehen.“
„Ja klar, das machen wir so.“

Neben mir im Auto sitzt Martin. Wir sind auf dem Weg zur Bandprobe mit unserer Coverband Pearlgarden. Die Band gibt es seit 2010. Damals noch unter dem Namen Dragonfly, was übersetzt Libelle heißt und nicht wirklich nach Classic Rock klingt. Schuld daran war unsere Sängerin, die den Namensvorschlag machte und mit einem uns manipulierenden Augenaufschlag die Abstimmung gewann.

Immer wieder Veränderungen

Ich kam damals über einen Bekannten zur Band und war sofort begeistert, Gleichgesinnte gefunden zu haben die wie ich gerne die Songs aus den 70er Jahre spielten. Meine musikalischen Helden waren die Rolling Stones, die Animals und Credence Clearwater Revival und mit deren Songs bauten wir das Grundgerüst unserer Setliste auf.

Nach einem Jahr intensiven Proben spielten wir einige gebuchte Auftritte auf Geburtstags- und Weihnachtsfeiern und organisierten für Freunde und Bekannte ein Konzert das wir in der ausgebauten Scheune unseres Schlagzeugers spielten. Alles lief gut. Ich fühlte mich wohl und die positive Energie die während der Bandproben entstand gab mir die nötige Kraft und Energie, dem stärker werdenden Druck der beruflich auf mir lastete standzuhalten.

In den nächsten Jahren kam es dann immer wieder zu Veränderungen in der Bandbesetzung, Mal hatten wir einen Sänger, dann wieder eine Sängerin. Ein halbes Jahr lang spielte auch mal ein Keyboarder bei uns mit, was uns die Möglichkeit gab Stücke von Manfred Man und den Doors zu spielen. Es war ein Kommen und Gehen und immer wenn wir an dem Punkt waren endlich so viele Songs zu haben um Konzerte zu spielen, viel die Band nach ein paar Auftritten wieder auseinander.

Aktuell haben wir eine fantastische Besetzung. Neben der Rhythmus-Section aus Schlagzeug, Bass und Gitarre die über die ganzen Jahre unverändert blieb, haben wir eine Sängerin gefunden die den Blues in der Stimme trägt und ihn mit unglaublicher Ausdruckskraft wie einen Orkan durch’s Mikrofon jagt. Und unser Solo-Gitarrist ist ein Musiker dem eine kurze Info über die Tonart genügt um mit beeindruckender Sicherheit, selbst zu Stücken die ihm völlig unbekannt sind, spontan ein Soli zu spielen. Ich spreche von Martin.

Und alle sind total happy

Wir haben den Proberaum erreicht. Die Begrüßung ist wie immer sehr herzlich. Ich ziehe die Schutzhülle von meinem Amp, schließe meine Gitarre an und stimme noch einmal die Gitarrensaiten durch. Dann legen wir los.

„Wir könnten zunächst die Songs aus dem ersten Block der Setlist spielen und uns danach mit dem neuen Stück Unchain my heart von Joe Cocker auseinandersetzen“ schlage ich vor. Das finden alle gut und wir beginnen mit Dancing barefood von Patti Smith – ein idealer Konzert-Opener. Wir spielen die Hookline zweistimmig auf den Gitarren. Der Song grooved und macht Neugierig.

Ein weiteres Highlight im ersten Block ist für mich Riders on the storm. Ich habe das Lied so umarangiert dass wir es auch ohne Keyboard spielen können und es sich dennoch nach The Doors anhört. Ein echter Hingucker ist dabei unser Rainmaker am Ende des Songs.

„Wollen wir uns dann mal mit Unchain my heart beschäftigen?“ frage ich und erhalte von allen ein zustimmendes Kopfnicken. Ich erkläre kurz wie ich mir den Einstieg in den Song vorstelle.

„Die Rhythmusgitarre legt im Intro klingende Akkorde unter den Gesang und die Sologitarre spielt kleine Fill-Ins zwischen den einzelnen Zeilen. Danach das funky Gitarrenriff, dann Schlagzeug und Bass und nach zwei Takten beginnt die erste Strophe.“ Wieder zustimmendes Kopfnicken.

Ich spiele den ersten Akkord und die gewaltige Stimme unserer Sängerin kommt so dynamisch dass eine Verstärkung ihrer Stimme über die Gesangsanlage, um sich stimmlich gegen die Band durchsetzen zu können, kaum nötig ist. Jetzt das Gitarrenriff. Ich versuche es richtig funky zu spielen. Dann der Einsatz von Schlagzeug und Bass und der Song läuft.

Während wir in Dauerschleife auf den Schlussakkorden hängen spielt Martin ein Gitarrensoli darüber. Dann stolpern wir irgendwie raus aus dem Song und sind alle total happy. Der Song passt super zu uns und vor allem zur Stimme unserer Sängerin. Wir spielen den Song gleich nochmal und diesmal bringen wir ihn sauber zu Ende.

Dann ist Schluß für heute. Wir reden noch ein bisschen über Dies und Das, wünschen uns allen eine gute Restwoche und ich freue mich auf der Heimfahrt bereits auf Mittwoch wenn ich mit Martin meine eigenen Songs spielen werde….

(Anfang verpasst?)