5. Ohrbrot-Recording

Marshal Amp JVM410C

15. Dezember

Ich habe den gestrigen Tag im Schlaf noch einmal aufgearbeitet und sitze jetzt auf meinem Sofa und spüre eine innere Unruhe, die mich immer dann befällt wenn ich den Glauben an eine vermeintlich gute Idee verliere. Was ist eigentlich diese Gute Idee? Nur noch Musik komponieren, Texte schreiben und live spielen? Das ist noch keine wirkliche Idee. Da fehlt ein Konzept und das braucht guten Content, wie man im Marketing sagt.

Im Marketing bin ich beruflich zu Hause. Nicht im klassischen Sinne. Das wäre falsch und erweckt den Eindruck eines Marketing Strategen der die konkrete Ausgestaltung der Absatzfunktionen durch Einsatz der absatzwirtschaftlichen Instrumente wie sie das operative Marketing im Marketing-Mix kennt, verantwortet.

Meine Aufgabe besteht eher darin sämtliche Unternehmensaktivitäten an den Anforderungen der Märkte und hier insbesondere der Kunden und der Wettbewerber auszurichten. Zumindest sind das die von mir festgelegten Ziele die ich so gerne mit meinem neuen Team umgesetzt hätte. Aber: hätte, hätte, Fahrradkette.

Jetzt sitze ich hier und frage mich ob die Musik nicht wieder nur der Fluchtort ist an den ich mich schon so oft in meinem Leben zurückgezogen habe. Ich weiss es nicht, doch mein Psychotherapeut behauptet ich würde die Antwort bereits kennen.

Ein super offener und angenehmer Mensch

Vor ein paar Wochen bin ich mit Frank und einem Auto voll Gitarren und Verstärkern nach Ochsenfurt gefahren um Guide Tracks für ein paar von meinen Songs bei Ohrbrot-Recording aufzunehmen.

Ohrbrot-Recording, das ist der Ingo der in Ochsenfurt seine Wohnung über die Jahre hinweg in ein kleines Tonstudio verwandelt hat um Bands und Künstlern aus dem semi-professionellen Bereich die Möglichkeit zu geben qualitativ gute Aufnahmen ihrer vertonten Werke zu bekommen.

Daneben restauriert er alte Tapes und Filme, hilft bei der Beschallung von Live-Gigs, filmt, dreht Videos und unterstützt bei Aufnahmen auch gerne am Bass, der Gitarre oder mit allem was rasselt und Rhythmus macht. Und nebenbei ist er auch noch ein super offener und angenehmer Mensch den man einfach mögen muss.

Bei Ingo läuft die Zeit angenehm anders. Ihm ist das Wohl seiner Gäste wichtig. Darum sind wir erst einmal in den nahegelegenen REWE-Markt gefahren um ein paar Lebensmittel zu kaufen, damit der Tag entspannt weiter laufen konnte.

Der nächste Schritt der Vorbereitungen bestand darin Tee zu kochen, Ofen vorzuheizen für die Tiefkühlpizza und ein alkoholfreies Bier zu trinken. Erst dann begann Ingo mit dem Aufbau der Mikrophone für Gesang und Gitarre und diese mit dem Mischpult zu verbinden.

Während er meinen „Arbeitsplatz“ einrichtete nahm ich meine Gitarre und habe Wo du bist, den ersten Song den wir aufnehmen wollten gespielt. Ich fühlte mich wie ein kleiner Rockstar. Ich saß da und musste mich um nichts kümmern. Musste nur Gitarre spielen, singen und darauf warten dass die Pizza fertig wird. Ja, das ist Rock´n Roll der Nullerjahre!

„Warum sprechen Musiker bei ihren eigenen Songs immer von ihrem Baby?“
„Ein Song wird im Kopf gezeugt und auf dem Instrument geboren. Er wächst, unterliegt verschiedenen Einflüssen, entwickelt sich und wird, wenn er die entsprechende Reife erlangt hat, hinausgeschickt auf die Bühnen dieser Welt.“
„Ah, verstehe.“

Ingo griff zum Bass und wir spielten gemeinsam Wo du bist. Das war wohl in diesem Moment der erste Wachstumsschub meines Babys und ich war schon ein wenig stolz.

Nach der Pizza nahmen wir noch ein paar Takes von Deine Tattoos und Zuviel wir auf. Auch diese Babys müssen erst noch laufen lernen, aber es war schön zu sehen wie sie die ersten Schritte gemacht haben….

(Anfang verpasst?)