01. Februar
Martinello habe ich vor 10 Jahren kennengelernt. Wir hatten damals mit meiner Band SHAVED ein kleines Open-Air-Konzert außerhalb von Würzburg organisiert, das wir gemeinsam mit befreundeten Musikern gespielt haben. Das Konzert war legendär. Austragungsort war eine kleine Baumgruppe die außerhalb von Würzburg irgendwo mitten in den Feldern Richtung Bergtheim lag. Die Bühne war ein geliehener LKW-Anhänger und Strom bezogen wir über ein ebenfalls geliehenes Aggregat.

Wir sahen uns natürlich als Headliner und damit die Veranstaltung ein eindrucksvolles Line-Up bekam, hörte sich jeder aus der Band im privaten Umfeld um und fragte nach, wer Lust hätte uns musikalisch zu unterstützen. Ich hatte Frank und Björn angesprochen und als die beiden zur Veranstaltung kamen hatten sie neben ihren Gitarren einen Schlagzeuger und Martinello im Gepäck. Ich weiß noch was ich dachte als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe: Was für ein cooler Typ!
Ich freue mich wie Bolle
Ich stehe im Innenhof vom Kreativ Häusle. Auf dem Rücken mein Rucksack mit dem Laptop und in der rechten Hand der Gitarrenkoffer mit meiner Akustik Gitarre. Es riecht nach Feuerholz, das im Ofen brennt und ich verharre für einen kurzen Moment.

Bereits beim Betreten des Innenhofes fallen einem die großen Skulpturen aus Buntsandstein auf, die man auch im Kleinen im Haus findet. Neben den Skulpturen stehen, hängen und liegen überall die herrlich kreativen Schnitzereien aus Kiefernrinde die mich immer wieder zum Staunen bringen und im Obergeschoß befindet sich neben der Werkstatt noch ein Raum für Sandbildmalerei. Und für kreative Musiker? Gibt es keinen besseren Ort um Gefühle mit dem Musikinstrument oder der Stimme intuitiv in improvisierten Musiksessions auszudrücken.
Das Kreativ Häusle ist ein Treffpunkt für Musiker die mehr wollen als einfach nur Songs nachspielen. Und Martinello, als Multi-Instrumentalist, kann die vielen Instrumente die bei ihm so rumstehen auch alle spielen.

Drinnen höre ich bereits die Beiden die sich angeregt unterhalten. Ich freue mich wie Bolle und betrete das Haus.
Bei der Begrüßung spüre ich auch bei den Beiden eine freudige Erwartung mitschwingen und während wir überlegen wie wir uns positionieren kommt Naschda, Martinellos blinder Schäferhund ins Zimmer und bellt mich an. Martinello beruhigt ihn und erzählt mir dass der Nama Naschda indianisch ist und Eule bedeutet. Ich weiß es ist unverschämt, aber als ich gedanklich die Verbindung von Blind und Eule herstelle, muss ich grinsen.

Ich hole mir aus der Küche einen Stuhl und platziere ihn so, dass die Beiden links und rechts von mir stehen können und gute Sicht auf die Texte mit den notierten Akkorden haben, die vor mir auf dem Notenpult vom Laptop abzulesen sind.
Wir beginnen mit Deine Tattoos. Ich starte die Video-Aufnahme an meinem iPhone und auf dem Display sind drei gut gelaunte Jungs gehobenen Alters zu sehen, die richtig Spaß haben. Der Song läuft prima und die Beiden singen gleich den Refrain mit. Das ist Amely Day! Genau so hab ich mir das vorgestellt.

Der zweite Song ist Der Sonne entgegen. Der Bass spielt eine typische Blues-Line und die Fill In´s und das Solo verleihen dem Song einen klassischen Blues-Charakter. Martinello liegt mit seiner Stimme im Refrain über meiner und das harmoniert richtig gut. Was ich trotzdem noch vermisse ist eine rhythmische Unterstützung die total wichtig wäre, damit der Song richtig bluesig shuffeln kann.
Du hast mir einen Ohrwurm eingepflanzt
„Der nächste Song heißt Schöner Tag und hat einen richtigen Lullu-Text.“
„Was ist ein Lullu-Text?“ fragt mich Martinello.
„Mit Lullu-Text meine ich meine Schüttelreime wie Regen seh´n – Wege geh´n – Blöde Ideen“
„Mir gefällt das.“

Den Song zu spielen macht so viel Spaß. Ich mag gar nicht mehr aufhören den Refrain zu singen. Das klingt so traumhaft schön wie die Beiden mich ergänzen!
Weil ich nach jedem Lied wieder viel zu viel von den Songs und deren Entstehung erzählt habe, bleibt nur noch Zeit für einen letzten Song. Ich entscheide mich für Warum. Die Geschichte dazu erzähle ich in einer Kurzfassung und danach gibt es für mich noch einmal über 4 Minuten Musik zum genießen.

„Vielen, vielen Dank für das gemeinsame musizieren“ sage ich „das hat total viel Spaß gemacht.“
„Mir auch“ kommt es von Martinello zurück.
„Denn heut ist ein schöner Tag – da hast du mir einen richtigen Ohrwurm eingepflanzt“ sagt er und singt es spontan.
Ich bin glücklich und total happy, weil den Beiden meine Songs gefallen und sie Lust darauf haben mit mir am Amely Day Projekt weiter zu arbeiten.

Wieder in meinem Auto singe auch ich Schöner Tag. Warum ich dabei immer trauriger werde und wie üblich die dazugehörigen Tränen nicht aufhalten kann, verstehe ich nicht. Vielleicht ist es die Angst, dass mir das alles wieder weggenommen und kaputt gemacht wird. Weil doch die schönen Dinge in meinem Leben immer nur von kurzer Dauer sind….